‚Wicked Problem‘

Was ist ein ‚Wicked Problem’?

‚Wicked’ oder auch ‚ill-defined Problem’ beschreibt eine verzwickte Herausforderung, welche aufgrund unvollständiger, widersprüchlicher und sich verändernder Voraussetzungen schwierig oder unmöglich zu lösen ist. ‚Wicked’ ist hier nicht im wörtlichen Sinn (boshaft), sondern eher als ‚verzwickt’ oder ‚widerspenstig’ gegenüber von Lösungen zu verstehen. Es handelt sich um soziale Faktorengefüge, die eine je eigene, unberechenbare Dynamik und Komplexität aufweisen. Wegen der komplexen gegenseitigen Abhängigkeiten können durch die Anstrengungen zur Lösung eines solchen verzwickten Problems weitere Probleme sichtbar werden oder entstehen.

Richard Buchanan sieht die spezielle Verflixtheit von Designproblemen darin, dass sie nicht festgelegt (‚indeterminate’) – im Unterschied zu unbestimmt/unterbestimmt (underdeterminate) – sind. Da der Designer an etwas arbeitet, das es noch nicht gibt, beginnt nach Buchanans Abhandlung die Arbeit des Designers mit der Festlegung des Gegenstands. Damit unterscheidet sich der Design-Ansatz von jenem der Wissenschaft, die sich in geregelten Systemen bewegen und mit ihrer Arbeit ’nur‘ den Grad der Bestimmtheit erhöhen. Design unterscheidet sich also von den Wissenschaften darin, dass es um Aufklärungsprozesse geht, die anders funktionieren als wissenschaftliche Methoden.[1]

Jörg Petruschat würdigt diese Unterscheidung, stellt sich aber gegen die Aussage, dass die Unsicherheit schlussendlich als ‚Zentrum der beruflichen Kompetenz’ der Designer dargestellt wird. Vielmehr sei es deren Fähigkeit, allgemeine Unsicherheiten zu überwinden und die wuchernde Komplexität zu zähmen.

Nach Petruschat ist das In-Frage-Stellen einer Realität und dem Auflösen derer gegebenen Formen und zwangsläufig erscheinenden Ordnung integraler Bestandteil jedes Designprozesses: Die Feststellung von Willkür und Täuschung ermöglicht deren Kritik und die Befreiung von Formen und Funktionsmodellen. Die Vagheit als besonderes Merkmal von Designprozessen werde, so Petruschat, erst durch diese Arbeit produziert; im Gegensatz zu der angewandten Wissenschaft entwerfender Ingenieure oder der Pragmatik gestaltender Ökonomen.[2]



 

> ‚Wicked Problems in Design Thinking‘, R.Buchanan, 1992 [1]

‚Dilemmas in a General Theory of Planning‘, H.W. Rittel und M.M.Webber, 1973

> ‚Die Experten des Dazwischen‘, Wolfgang Jonas, 2002

Understanding Wicked Problems, Austin Center for Design

Wicked Problems, Problems Worth Solving, Austin Center for Design

> ‚Authors to Wicked Problems‘, Nancy Roberts, 2000

»Wicked Problems« Vortrag von Jörg Petruschat [2] und Abstract (V. Notter)

Wicked Problem, Wikipedia